Aquavit – norwegische Kultur von ihrer schönsten Seite
Aquavit – Wasser des Lebens
Branntwein lässt sich in unseren nördlichen Breiten bis in die Zeit der Verbreitung des Christentums zurückverfolgen. Schon im frühen 14. Jahrhundert beherrschten wahrscheinlich viele Mönche die Kunst des Destillierens.
Zunächst glaubte man, ein universelles Heilmittel gefunden zu haben, das gegen das Altern und alle bekannten Krankheiten half – daher der lateinische Name „aqua vitae“, Wasser des Lebens, woraus später Aquavit wurde.
Man nimmt an, dass Branntwein während der Großen Pest um 1350 verwendet wurde. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gab es ihn auch in den Apotheken der damaligen Zeit zu kaufen.
Erste schriftliche Quelle
Das erste Dokument, das gewürzten Branntwein oder Aquavit in Norwegen erwähnt, ist mit dem Namen des Erzbischofs von Nidaros, Olav Engelbrektsson, verbunden. Am 13. April 1531 ging eine Sendung an Erzbischof Engelbrektsson ab, und im Begleitschreiben zu einer Flasche Aquavit schrieb Eske Bille zu Bergenhus, dass er dem Bischof gern mehr von „… einem Wasser namens Aqua Vitae, das gegen alle möglichen inneren Krankheiten hilft“ schicken würde. Olav Engelbrektssons Wohnsitz war Schloss Steinvikholm, und in Anspielung darauf kam 2003 der Steinvikholm Aquavit auf den Markt.
Billes Brief ist die erste schriftliche Erwähnung des Aquavits in Norwegen. Später wurde Eske Bille die Ehre zuteil, als erster Hersteller von norwegischem Branntwein zu gelten, während der Erzbischof dafür geehrt wurde, das Getränk erstmals als Heilmittel in Norwegen verwendet zu haben.
Schon 1551 gab es jedoch die ersten Einschränkungen für den Umsatz von Schnaps. Die Kirche führte ein Verbot des Verkaufs und des Genusses vor dem Abendessen an Sonntagen ein. Ab 1568 durfte der Schnaps sogar nur noch nach dem Gottesdienst an Feiertagen verkauft oder getrunken werden. Die erste Branntweinsteuer wurde 1621 von König Christian IV. eingeführt.
Geschäftsleute aus Trøndelag
Ein großer Schritt in Richtung dessen, was wir heute mit dem Begriff norwegischer Aquavit verbinden, erfolgte 1807, und es war eine Entdeckung, die in Trøndelag gemacht wurde.
Catharina Meincke aus Trondheim heiratete in die Familie Lysholm ein und war damit verwandt mit Jørgen B. Lysholm, der 1821 eine Brennerei in Trondheim gründete. Catharina Lysholm verwitwete schon 1772, im Alter von 28 Jahren. Sie besaß einen guten Geschäftssinn und machte sich bald einen Namen als eine der erfolgreichsten Reederinnen in der Stadt. Zusammen mit ihrem Bruder ließ sie mehrere Schiffe bauen, darunter auch 1780 die „Trondhiems Prøve“, und betrieb in großem Stil Handel mit Europa und dem Fernen Osten. 1805 lief die „Trondhiems Prøve“ mit einer Ladung Trockenfisch, Schinken und Käse nach Ostindien aus, genauer gesagt nach Batavia, dem heutigen Jakarta in Indonesien.
Im Laderaum befanden sich auch fünf Fässer mit Kartoffelschnaps, die man zu verkaufen hoffte. Da der Kapitän den norwegischen Branntwein nicht absetzen konnte, ging dieser Teil der Ladung wieder mit auf die Rückreise. Am 7. Dezember 1806 überquerte die „Trondhiems Prøve“ auf der Heimreise den Äquator, den Laderaum voll mit Gewürzen und anderen Waren. Ein Eichenfass mit dem unverkauften Schnaps wurde geöffnet, um die Äquatorpassage zu feiern, und die Seeleute staunten nicht schlecht, als sie in ihre Becher schauten. Das war nicht der rohe, nach Fusel schmeckende Kartoffelschnaps – er hatte sich während der Seereise in den Eichenfässern verwandelt! Zurück in Trondheim 1807 wurden die Fässer erneut geöffnet: der Linie Aquavit war im Prinzip erfunden, samt Reifung in Sherryfässern.
1821 gründete der junge, frisch ausgebildete Jørgen B. Lysholm seine Destille und Destillationsfabrik in Trondheim. Dank seinen Kenntnissen über Destillierung, Fasslagerung und Linie Aquavit schuf der Reederei-Erbe – nach mehrjährigen Versuchen – eine Marke, die weltweit zum Synonym für den norwegischen Aquavit wurde.
Regelmäßige Sendungen überqueren den Äquator
Gegen Ende der 1830er Jahre begann der Export von Klippfisch nach Südamerika, und Lysholm konnte regelmäßig Aquavit in Eichenfässern über den Äquator und zurück mitschicken. Im 19. Jahrhundert war Jørgen B. Lysholm das bekannteste Markenzeichen im ganzen Land, und der Aquavit der Firma wurde in alle Welt verkauft.
Bis in unsere Tage ist der Ausdruck „einen Jørgen B nehmen“ in Norwegen gleichbedeutend mit „einen Schnaps trinken“. Der heutige Linie Aquavit wird noch immer wie zu Jørgen Bs Zeiten hergestellt, nur sind es heute die großen Frachter der Reederei Wilh. Wilhelmsen, die die Fässer mit Lysholm Aquavit nach Australien und wieder zurück befördern.
Linie Aquavit …
• … ist die älteste noch vertriebene Aquavitmarke der Welt
• … wird 16 Monate in Eichenfässern gelagert, die vorher zur Lagerung von Oloroso-Sherry gedient haben.
Quelle: Baklandet Skydsstasjon in Trondheim und Wikipedia.org/wiki/Akevitt
Lesen Sie auch über die historische Aquavitreise in Trøndelag.
Lesen Sie auch
Trøndelag auf einen Blick
Authentische Naturerlebnisse, historische Schauplätze und regionale Köstlichkeiten. Willkommen in Trøndelag – klicken Sie sich durch Trøndelag und lassen Sie sich bei Ihrer Reiseplanung inspirieren!
Kulinarisch reisen in Trøndelag
Trøndelag gehört zu den Regionen in Norwegen, in denen besonders viel Wert auf regionale Lebensmittel gelegt wird, und mehrere Produkte haben schon norwegische und internationale Preise gewonnen.
Weck den Trønder in Dir!
Neun Nationalparkgebiete, die Küste mit ihren fantastischen Angelgebieten und viele historische Orte machen Mittelnorwegen zum Geheimtipp für Norwegenurlauber.
Region Trøndelag auf der Grünen Woche in Berlin
Die Region Trøndelag, auch als Mittelnorwegen bekannt, ist wieder eine von drei Regionen, die Norwegen vom 17. bis 26. Januar 2014 auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin vertreten.
Aquavit und die historische Aquavitreise durch Trøndelag
Wussten Sie, dass Trondheim der Ursprungsort des Linie Aquavits ist und dass die erste schriftliche Erwähnung von Aquavit aus dem Schloss Steinvikholm stammt? Begleiten Sie uns auf einer historischen Aquavitreise durch Trøndelag.