Die Zahl 333 kann man sich gut merken. Der Bergwerksbetrieb in Røros dauerte 333 Jahre. 

Bevor ich zu meiner Røros-Reise aufbreche, stelle ich fest, dass meine Kenntnisse über die Bergbaustadt gleich null sind. Ein paar allgemeine Fakten habe ich schon im Kopf, aber das war es dann auch. Ich bin bereit mehr zu erfahren!

Der Startschuss

Am Røros Museum gehe ich an einer Statue vorbei, die einen stolzen Rentierbock zeigt. Am Fuße der Statue lese ich eine kurze Geschichte über einen Bauern namens Hans Aasen: Eines Tages im Jahre 1644, als er auf der Jagd war, schoss er einen Rentierbock. Bevor der Bock tot umfiel, warf dieser einen glänzenden Stein auf, der sich als Kupfererz erwies.

Diese Geschichte hat große Bedeutung für die Gründung von Røros. Den Beweis dafür sieht man an der Wand der Røros Kirche. Dort hängt ein Gemälde vom Herrn Aasen mit dem ersten Erzfund in seiner Hand.

War das wirklich so? Unabhängig davon, wie der erste Erzfund von statten ging – Tatsache ist, dass im Jahr 1644 Kupfererz gefunden wurde und die große Suche in und um Røros begann. Die Firma „Røros Kobberverk“ (Kupferbergwerk Røros) wurde gegründet, die vielen Bergwerke entstanden. Damit stieg auch der große Bedarf an Arbeitskräften und Røros bekam immer mehr Einwohner. Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts herrschten goldene Zeiten!

Das Schmuckstück der Bergbaustadt

„Bergstadens Ziir“, ist der förmliche Name der Røros Kirche. Im Jahre 1784 wurde diese fertiggestellt. Sie thront majestätisch über den farbenfrohen Holzhäusern der Stadt, zu „Gottes Ehre und zur Zierde der Bergbaustadt“. Die Kirche ist vor kurzem renoviert worden, und bietet einen sehr malerischen Anblick. Ich betrete die Kirche, in der Røros-Guide Lars Geithe gerade eine Führung macht.

– „Ziir bedeutet Stolz “, erzählt Lars Geithe. Das Gebäude ist zusätzlich zum Gotteshaus auch eine Erinnerung an die der Glanztage des Betriebs „Røros Kobberverk“. Dessen Geschäftsführer Peder Hiort ist es zu verdanken, dass die Kirche gebaut wurde und die Firma trug auch die Kosten. Das Firmenlogo von „Røros Kobberverk“ findet man auch im Inneren in der Kirche.

Lars hört auf zu erzählen, und plötzlich füllt sich das Kirchenschiff mit kraftvollen Orgeltönen. Der Kirchenorganist Steven Hicks beendet die Kirchenführung mit einem fantastischen kleinen Konzert. Durch die Klänge der funkelnagelneuen Orgel, die erst seit Januar 2013 in Betrieb ist, sorgt er für ein Gänsehauterlebnis!

Circum-irgendetwas!

Dieses schwierige Wort kann ich mir kaum merken. Ich übe es leise vor mich hin. Und dann sage ich es laut: „Circumferensen“. Ich bin erst seit ein paar Stunden in Røros, als ich das Wort zum ersten Mal höre. Das Welterbe in der Region wurde 2010 ausgeweitet, und umfasst nun auch ein Gebiet namens „Circumferensen“.

– „Circumferensen ist das Kerngebiet von „Røros Kopperverk“, sagt unser Røros-Führer Lars. „Das ist die Bezeichnung für das Gebiet, das kreisförmig um den ersten Erzfund gezeichnet wurde – ein Gebiet mit einem Radius von etwa 45 km. Der Bergwerkfirma wurde das Recht auf Erzgewinnung zugesprochen, um das Kupfererz innerhalb dieser Umgebung zu fördern. In diesem Gebiet waren die Bergwerke und die Schmelzhütten angesiedelt.“

Die Schmelzhütten? Was meint er mit mehreren Schmelzhütten?

Exportware

Wurde nicht das Kupfererz zur Schmelzhütte in Røros befördert? Lars sieht meine Verwirrung, und klärt alles auf.

– „Die Menge des wöchentlichen Holzkohlenverbrauchs um das Jahr 1740 entsprach 700 Kutschenfahrten von den Wäldern zur Schmelzhütte. Wälder entsprechend dreimal der Größe vom Gebiet „Circumferensen“ wurden bis 1877 gerodet. Das Holz nach Røros zu transportieren war eine gewaltige Arbeit! Und um die Arbeit effektiver zu machen, wurden Schmelzhütten an mehreren Orten gegründet, näher an den Ressourcen“.

Aber was geschah dann? Wohin mit dem Kupfer? Auf diese Frage brauche ich eine Antwort!

– „Die Kupferstücke wurden nach Trondheim transportiert, und von dort ging es weiter in die große weite Welt. Das Kupfer wurde vor allem in der Kriegsindustrie verwendet, aber auch für Geldstücke und Statuen. Krieg in Europa bedeutete wirtschaftlich gesehen goldene Zeiten für Røros.“

Lars Geithe beendet die Führung. Ich habe aber das Gefühl, es gibt noch mehr Geschichten über Røros. Aber die müssen bis zum nächsten Mal warten.

 

Runa Eggen 15112013